Das Konzept - Learning on Ship


"Keine Ahnung!" ist die neue Standardantwort meines Kindes auf die Frage:

 

Wie war‘s denn in der Schule?

 

Ziel vom Los-Project ist es, die Entwicklung der Potenziale der Lernenden anzuregen und bestmöglich zu begleiten.

 

Die Schüler erhalten an Bord täglich vier Unterrichtsstunden in jeweils den Fächern, in denen Begabung, Interesse aber auch Bedarf besteht. Dazu werden vorab Fragebögen an die Teilnehmer verschickt, in denen, in Zusammenarbeit mit den Fachlehrern der Schule, die Individualitäten herausgearbeitet werden sollen. Daraus wird von den begleitenden Lehrern ein persönlicher Plan für jeden Teilnehmer erstellt. Alle theoretischen Inhalte dieses Plans sollen während der Fahrt in praktisches Wissen und Handeln umgesetzt werden.

 

Beispielsweise können Kurse in der Navigation eines Schiffes berechnet  (Mathematik), der Luftdruck kann bestimmt (Physik), das Logbuch kann geführt (Deutsch) oder es können Funksprüche abgesetzt werden (Englisch).

 

Der zweite zentrale Aspekt des Projektes ist, neben den Unterrichtsstunden, das ganzheitliche Lernen beim ‚Leben an Bord’. Um das Medium Schiff als ineinander verzahntes, funktionierendes System betreiben zu können, sind schiffsspezifische Tätigkeiten aller Beteiligten unabdingbar. Dazu zählen unter anderem der Segelbetrieb, der Decksdienst, das Reinschiff-Machen (Schiffsreinigung) und die Backschaft (Tischdienst). Durch das Bordleben und die damit verbundenen Aufgaben werden zwangsläufig soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Selbstständigkeit, Verantwortungsübernahme, Zuverlässigkeit und Durchhaltevermögen geschult.

 

Im Schiffsbetrieb lernen die Jugendlichen alle relevanten Bereiche kennen, die mit dem Fahren des Schiffes sowie mit dem Leben an Bord verbunden sind. Alle anfallenden Aufgaben werden im Team erledigt. Zudem ermöglicht dies Einblicke in berufliche Betätigungsfelder und vermittelt allgemeine Arbeitskompetenzen. Durch das spezifische Umfeld und die nicht abzustreitende Notwendigkeit, anstehende Aufgaben zu bewältigen, werden diese von den Schülern akzeptiert und auch ernst genommen.

 

Die Arbeitsbereiche im Schiffsbetrieb sind der Wachdienst, die Backschaft und das Reinschiff-Machen.

 

Im Wachdienst führen die Schüler gemeinsam mit ihren Wachführern täglich verantwortlich das Schiff und erledigen alle dazu notwendigen Aufgaben, wie z. B. das Ruder- und Ausguckgehen, das Segelsetzen und -bergen sowie die Sicherheitsrunden. Außerdem erlangen die Jugendlichen grundlegende Kenntnisse in der Schiffskunde, etwa in Navigation und Wetterkunde, in Theorie und Praxis.

 

Die Backschaft bereitet die Verpflegung für die gesamte Besatzung an Bord (35 Personen) zu. Jeder Teilnehmer ist ein bis zwei Tage pro Woche Mitglied des Backschaft-Teams, das aus drei Teilnehmern und einem Crewmitglied besteht. Hier lernen die Schüler etwas über die Lagerung und Zubereitung von Lebensmitteln sowie über den Bereich Service.

 

Bei 30 Personen auf engem Raum ist auch ein tägliches Reinschiff obligatorisch. Dies wird durch die vier Wachen an Bord durchgeführt. Dabei ist jede Wache für das Reinigen einer Station zuständig, sodass das Schiff täglich in allen Bereichen auf Hochglanz poliert wird. Nur in einem sauberen Zuhause können sich alle Mitsegler wohl fühlen.

 

Innerhalb dieser wenigen Tage sammeln die Schüler Erfahrungen und erweitern ihre Kompetenzen in unterschiedlichster Weise: denn nicht nur das schulische Lernen, sondern insbesondere auch die Persönlichkeitsbildung werden mit Learning on Ship gefördert. Die Schüler verlassen das Schiff demnach nicht nur mit neuem Wissen in den unterrichteten Fächern sondern auch mit neuen Freunden, die sie an Bord kennengelernt haben. Durch die übertragene Verantwortung auf dem Schiff und Dienste für die Gemeinschaft sind die Schüler in ihrer Persönlichkeit und ihrem Erwachsenwerden gestärkt worden.